Das Orff-Zentrum München, Staatsinstitut für Forschung und Dokumentation, ist eine Einrichtung des Freistaats Bayern und wurde acht Jahre nach dem Tod des Komponisten Carl Orff (10. Juli 1895 – 29. März 1982) am 10. Juli 1990 eröffnet. Auf Initiative von Liselotte Orff, der Witwe des Komponisten, und auf Antrag der Carl Orff-Stiftung war es im April 1986 zu einem Beschluss des Ministerrats gekommen, mit staatlichen Haushaltsmitteln die Errichtung und den Betrieb eines Carl Orff gewidmeten Instituts sicherzustellen. »Es untersteht unmittelbar dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das die für die Organisation und Verwaltung erforderlichen Anordnungen trifft«, so der Wortlaut in der Verordnung zur Errichtung des Orff-Zentrums München vom 18. August 1988.
Carl Orff hatte testamentarisch verfügt, seinen künstlerischen Nachlass in einer Stiftung zu erhalten, um damit sein geistiges Erbe zu wahren und zu verbreiten. Liselotte Orff, die Witwe des Komponisten, die nach dem Willen ihres Mannes auf Lebenszeit zur Vorstandsvorsitzenden der im Mai 1984 eingerichteten Stiftung bestellt wurde, führte 1985 erste Verhandlungen über die Gründung eines Carl Orff-Instituts mit der Landeshauptstadt München sowie mit dem damaligen Bayerischen Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier, der seine Unterstützung bei der Entwicklung weiterer Überlegungen angeboten hatte.
Auch August Everding unterstützte das Vorhaben, ein Institut zu gründen, »das den umfangreichen Nachlass von Carl Orff archivieren, verwalten, aber auch lebendig erhalten soll.« Der Generalintendant der Bayerischen Staatstheater schlug in seinem Schreiben an den Minister die Unterbringung eines solchen Instituts im Prinzregententheater vor, um sicherzustellen, dass die »Bewahrung und Pflege des Erbes und Andenkens des bayerischen Komponisten und Dichters Carl Orff in den Händen des Freistaates Bayern« läge.
Kurz darauf stellte der Kultusminister im Bayerischen Ministerrat die Überlegungen zur Einrichtung eines Orff gewidmeten staatlichen Komponisteninstituts vor und erhielt für das Projekt sofort die Unterstützung des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Alsbald konnte man »der Witwe von Carl Orff das Interesse an der Errichtung eines Carl Orff-Institutes durch den Freistaat Bayern übermitteln«. Hiermit hatte die Gründungsgeschichte des – um eine Verwechslung mit dem Orff-Institut in Salzburg zu vermeiden – später so genannten »Orff-Zentrums München« begonnen, dessen Trägerschaft vom Freistaat Bayern übernommen und dessen Realisierung mit dem Bereitstellen der »erforderlichen Haushaltsmittel für Unterbringung, Einrichtung und Betrieb des Carl Orff-Instituts« gesichert wurde. Im Kultusministerium führte Herr Ministerialrat Dr. Dirk Hewig die Verhandlungen mit den Vertretern der Carl-Orff-Stiftung und erarbeitete die vertraglichen Grundlagen, um die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung, der Bayerischen Staatsbibliothek und dem zu errichtenden Orff-Zentrum zu regeln.
Zwischen Herbst 1988 und Ende 1989 konnte das als Sitz des Orff-Zentrums München vorgesehene Gebäude in der Kaulbachstraße 16 restauriert und schließlich im Januar 1990 bezogen werden. Im Frühjahr des gleichen Jahres übergab die Carl-Orff-Stiftung den künstlerisch-dokumentarischen Nachlass des Komponisten (Briefe, Lebens-, Werk- und Aufführungsdokumente) dem Orff-Zentrum München als Dauerleihgabe.
Am 10. Juli 1990, dem 95. Geburtstag des Komponisten, fand in einem offiziellen Staatsakt im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz die feierliche Eröffnung des Orff-Zentrums München durch den damaligen Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. h. c. Hans Zehetmair, sowie Frau Liselotte Orff und die Carl-Orff-Stiftung statt. Die Presse titelte anlässlich der Eröffnung »Ein Haus für die Musik« und »Die Studenten sollen hier forschen«.
Der Dramaturg, Musiker und Musikologe Hans Jörg Jans, zuvor als Kurator an der Paul Sacher Stiftung in Basel tätig, wurde zum ersten Direktor des neu errichteten Orff-Zentrums ernannt.
Seit 1. Oktober 2002 wird das Orff-Zentrum München von dem Musikwissenschaftler Dr. Thomas Rösch geleitet.