Der englische Garten, schon 1792 als Volksgarten geplant, ist auch heute noch eine der beliebtesten Parkanlagen der Münchner Bevölkerung. Mit seinen mehr als 370 ha zählt er zu den größten innerstädtischen Grünanlagen der Welt.
Kurfürst Karl Theodor unterzeichnete unter dem Eindruck der Französischen Revolution am 13. August 1789 ein Dekret. Darin entschied er, das herrschaftliche Jagdgebiet in den Isarauen, den Hirschanger, zur allgemeinen Ergötzung für Dero Residenzstadt München herstellen zu lassen, und diese schönste Anlage der Natur dem Publikum in ihren Erhohlungs-Stunden nicht länger vor zu enthalten. Auf Anregung des in Amerika geborenen Sir Benjamin Thompson, des späteren Reichsgrafen von Rumford, war bereits im Juli 1789 auf der heutigen Schönfeldwiese mit der Anlage von Militärgärten begonnen worden. Nun wurde der kurfürstliche Auftrag auf die unverzügliche "Anlegung eines allgemeinen englischen Gartens" ausgedehnt.
Der Englische Garten zieht seit 1792 die Münchner an
Der Englische Garten stellte als Volksgarten einen völlig neuen Gartentypus dar. Von Anfang an war er als öffentliche Anlage gedacht und sollte nach seinem Initiator Rumford nicht bloß einem Stande, sondern dem ganzen Volke zugute kommen. 1792 stand der Garten den Münchnern erstmals als Erholungsort zur Verfügung. Noch zu Lebzeiten wurde Rumford 1796 von seinen Freunden ein Denkmal am Südrand des Englischen Gartens gesetzt. Bis heute zählt der Englische Garten zu den beliebtesten Parkanlagen Münchens und sichert den Stadtbewohnern in Zentrumsnähe einen hohen Erholungswert. Je nach Jahreszeit zieht er Radfahrer, Jogger und Spaziergänger an, lädt ein in Biergärten, Restaurants und Cafés.
In den großzügigen Grünanlagen entstanden zahlreiche Monumente
Im August 1789 wurde der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell nach München gerufen, um die erste Partie des neuen Gartens anzulegen. Unter der Oberaufsicht Rumfords setzte in der Folgezeit eine rege Bautätigkeit ein. Es entstanden zahlreiche Spazier-, Fahr- und Reitwege mit Brücken als Muster verschiedener Bauarten sowie ein hölzerner Apollotempel, der allerdings 1838 durch die Steinerne Bank von Leo von Klenze ersetzt wurde. 1790 erbaute Johann Baptist Lechner das Ökonomiegebäude sowie die Chinesische Wirtschaft, ein Jahr später das klassizistische Rumfordhaus, das ursprünglich als Offizierskasino geplant war. Ebenfalls 1790 wurde der Chinesische Turm nach einem Entwurf des Militärarchitekten Joseph Frey errichtet. Dieses bekannte Wahrzeichen des Englischen Gartens brannte 1944 bei einem Bombenangriff ab und wurde 1952 unter reger Beteiligung der Münchner Bevölkerung neu aufgebaut.
Im 19. Jahrhundert erhielt der Garten sein heutiges Gesicht
Rumfords Nachfolger beim weiteren Ausbau des Englischen Gartens wurde Reinhard Freiherr von Werneck, der die Militärgärten 1799 auflöste, den Kleinhesseloher See anlegte und den Garten nach Norden (Hirschau) vergrößerte. Für seine Verdienste ließ ihm König Ludwig I. 1838 ein von Leo von Klenze entworfenes Denkmal am Nordufer des Kleinhesseloher Sees errichten. Friedrich Ludwig Sckell, der führende Gartenkünstler seiner Zeit, übernahm 1804 die Leitung der neu eingerichteten Hofgarten-Intendanz in München und damit auch die direkte gartenkünstlerische Betreuung des Englischen Gartens. Nach einer Bestandsaufnahme legte er 1807 König Max I. Joseph einen Umgestaltungsplan nebst Denkschrift vor. 1812 vergrößerte Sckell den Kleinhesseloher See, 1815 stellte er den Wasserfall am Zusammenfluss von Eisbach und Schwabinger Bach fertig. Bis zu seinem Tod im Jahre 1823 verwirklichte er im Englischen Garten eine meisterhafte Gestaltungskonzeption mit großzügigen Gartenräumen, vielfältigen Sichtbeziehungen und abwechslungsreicher Bepflanzung. Sckell gelang es hier, einen Landschaftsgarten der so genannten klassischen Phase zu schaffen. In Erinnerung an Friedrich Ludwig von Sckell wurde 1824 auf einer Landzunge des Kleinhesseloher Sees ein von Leo von Klenze entworfenes Denkmal errichtet.
Die Bautätigkeit wurde auch in jüngerer Zeit fortgesetzt
1836/37 ließ König Ludwig I. den Monopteros nach einem Entwurf von Leo von Klenze auf einem künstlichen Hügel erbauen. Später kamen das Seehaus am Kleinhesseloher See (1985 an Stelle der Vorgängerbauten von 1882 und 1935) und das Japanische Teehaus (1972) hinzu.